Ich bin im Urlaub, es ist der Sommer 2024, August. Ich erhalte eine WhatsApp-Nachricht von einem Freund, der in meiner Wohnung die Blumen gießen sollte. Er sei vorhin in meiner Wohnung gewesen und es habe eine Pfütze von meinem Kühlschrank gegeben. Auch mein Spülbecken in der Küche sei verstopft, das Wasser laufe nicht ab und das Becken sei verschmutzt. Als ich ihn zurückrufe, ist er schon nicht mehr in meiner Wohnung. Er fragte mich, ob ich wüsste, ob mein Kühlschrank defekt sei. Ich meine, ich kann es mir nicht erklären, er läuft seit Jahren einwandfrei. Vor allem macht mich das verstopfte Spülbecken stutzig. Ich bitte ihn noch mal in meine Wohnung zu schauen, er erwidert, dass er gerade Besuch habe und für sie koche, aber es in wenigen Stunden machen könne. Mir ist das Ganze nicht geheuer und ich frage eine Freundin, die sowieso im nahe gelegenen Park joggen wollte. Sie nehme kein Handy mit, erklärte mir, sie könne bei dem Freund vorbeischauen, meinen Schlüssel abholen und einen Blick in die Wohnung werfen. Einige Zeit später ruft mich der besagte Freund an, am Telefon aber ist meine aufgeregte Freundin: die Küche sei voller Wasser gewesen, das Wasser sogar schon bis zur Balkontür vorgedrungen. Sie habe eine Stunde lang in verschwitzten Joggingklamotten, das Wasser eimerweise aus meiner Küche geschippt. Sie konnte auch niemanden benachrichtigen, da sie ohne Handy unterwegs war. Als sie mir das erzählt hat, habe ich sofort den Hausmeister informiert, der auch just einen Notdienst alarmiert hat. Dieser aber konnte nicht tätig werden, solange der Nachbar unter mir nicht zu Hause war. Ich hatte auch keine Telefonnummer von ihm. Ich hatte aber die Nummer der Nachbarin schräg unter mir, die ich bat, bei ihm zu klingeln. Leider ohne Erfolg. Zugleich hatte der Hausmeister die Nachbarn erreicht und informiert. Der Notdienst würde allerdings voraussichtlich gegen Mitternacht bei mir aufschlagen. Meine Nachbarin erklärte sich bereit auf eben diesen zu warten, was mir auch am sinnvollsten erschien, da ich weder meinen Freund noch meine Freundin stundenlang in der Wohnung warten lassen wollte. Alsdann machte sich mein Freund zu ihr auf, um meiner Nachbarin den Schlüssel zu überreichen. Gegen 1:00 Uhr nachts erreichte mich die erlösende Nachricht, dass der Notdienst die Verstopfung beseitigt habe. Ich bat sie noch, unter die Schränke zu schauen, dass sich auch wirklich keine Flüssigkeit mehr darin befinden würde. Da ich die Sache erst einmal für erledigt hielt, beschloß ich, den Urlaub nicht zu unterbrechen, sondern wie geplant fortzuführen.
Nach dem Urlaub wieder zu Hause, einige Wochen später. Ich hatte Glück gehabt, dass die Überschwemmung so frühzeitig entdeckt wurde, denn meine Möbel hatten kaum Schaden genommen. Dafür war aber ein dicker Lüftungsschlauch in meinem Boden befestigt inklusive eines Gebläses, dass so lange wie möglich laufen sollte, damit die Feuchtigkeit aus der Zwischendecke geholt werden konnte. Der Nachbar unter mir hatte einen deutlichen Wasserschaden erlitten.
Einige Wochen später. Ich hatte einen Mädelsabend geplant und war außer Haus. Ein Kumpel von mir wollte bei mir übernachten und ich hatte den Schlüssel in der Schlüsselbox in unserem Haus deponiert. Ich saß in einer Kneipe, einen Schnaps vor mir, als ich einen Anruf von eben diesen Kumpel erhielt: er sei in meiner Wohnung angekommen und in der Küche sei das Wasser aus dem Spülbecken gelaufen. Ich lachte los. Und trank den Schnaps. Und rief wieder den Hausmeister an, der den Notdienst anrief. Und eilte nach Hause. Der Notdienst (derselbe, wie schon beim ersten Mal) entfernte die Verstopfung. Da aber aller guten Dinge drei sind, begab es sich, dass ich einige Zeit später im Bett lag. Das Licht war ausgeschaltet, der Schlafvorgang eingeleitet, und auf einmal hörte ich ein Glucken aus der Küche, die neben meinem Schlafzimmer liegt. Ich sprang auf, sah das Wasser in der Spüle aufsteigen, rannte ins Bad, um den Eimer zu holen, und schippte das ansteigende Wasser aus der Spüle. Währenddessen rief ich die Notdienst Firma an, die bereits zweimal in kürzester Zeit bei mir gewesen war. Diese aber hatte erst morgen früh einen freien Termin. Das stand bei mir außer Frage, denn ich konnte mir schlecht die Nacht um die Ohren schlagen und die Spüle in der Küche bewachen. Der Hausmeister, den ich anrief, hat er eine andere Firma parat, die einige Stunden später bei mir aufschlug. In der Zwischenzeit hatte ich die Nachbarn über und unter mir verständigt, keine Bade-/ Dusch- /Klovorgänge vorzunehmen, solange das Problem nicht behoben war.
Einige Zeit später traf der Notdienst ein, mit dem ich auch sinnierte, dass nun nach dem dritten Auftreten endlich jemand mit einer Kamera eine Bestandsaufnahme machen müsse. Wie es der Zufall so wollte, besaß eben diese Firma ein solches Equipment, hatte es aber nicht dabei und war auch nicht beauftragt worden, eine derartige Sichtung durchzuführen. Noch in derselben Nacht schrieb ich eine E-Mail an die Hausverwaltung mit der Bitte mit einer Kamera nach dem Grund der Überflutung zu forschen.
Als sie dann ein paar Tage später mit ihren Gerätschaften in meiner Küche hockten, starrten wir wie gebannt auf den Monitor. Es gestaltete sich als etwas schwierig, die Kameralinse wurde durch etwas im Rohr immer wieder verdreckt. Doch dann, auf einmal, erschien eine lila-blaufarbene Dose im Monitor. Es war eine Puderdose! Da wir in der Zwischenzeit herausgefunden hatten, dass nur die Toilette und die Badewanne der Nachbarn aus dem dritten Stock mit diesem Rohr aus meiner Küche verbunden war, musste jemand eine Puderdose in die Toilette geworfen haben. (Vielleicht war sie ihm oder ihr in die Toilette gefallen und es war der Person zu eklig gewesen, sie daraus zu entfernen). Der Urheber dieser Missetat konnte nicht ermittelt werden. Jetzt galt es aber, die Dose schnellstmöglich zu entfernen, damit sie nicht noch mehr und nicht noch einmal einen Schaden anrichtete. Denn sobald größere Wassermengen hinuntergespült wurden und die Dose sich verkeilte, konnte das Wasser nicht schnell genug abschließen. Leider war die Dose so ungünstig gelegen, dass in der Küche des Nachbarn unter mir die Küche abmontiert und die Wand aufgebrochen werden musste. Dann nun mehrfach der Boden bei mir durchfeuchtet war, entschloss man sich auch, meine Küche abzubauen und bei mir einen neuen Boden zu verlegen.
Am Abend des Tages, als das Rohr aufgebrochen, die Dose entfernt und das Rohr wieder verschlossen worden war, klingelte der Nachbar ganz aufgeregt bei mir. Ob ich gerade Wasser laufen habe. Dies war nicht der Fall. Das Loch in der Wand war wohl nicht dicht gewesen und das Wasser strömte in ihre Wohnung.
Das Ende vom Lied: ich war mehrere Monate ohne Küche und hauste mit Küchenteilen in meinem Wohn- und Schlafzimmer. Die Nachbarn unter mir zogen einige Zeit später aus. Und der Urheber des Puderdosenversenkens wurde bisher noch nicht ermittelt (es hat auch niemand Ermittlungen angestellt). Die Firma sagte, dass es auch Sabotage gewesen sein könnte, jemand der ausgezogen ist und sich beim Vermieter rächen wollte. Vielen Dank auch! (Zumal die Schäden an den Wohnung von einer Versicherung übernommen wurde.). Aber so ist das in Altbauten… Es gibt immer eine Überraschung.








